Der Frust der Frau in der Forschung – Universitäre Schlechterstellung
von Stud-Blog Team erfasst am: 16 Mrz, 2013 • 15:08 11 KommentareImmer mehr Studierende glauben, dass es im Grunde keine Gleichstellungsprobleme mehr an Universitäten gibt. Doch zu oft noch sorgt Weiblichkeit für Studienfrust. Unverblümte Diskriminierung ist real (hier), aber nicht der wichtigste Mechanismus.
Die subtile Schlechterstellung von Frauen lässt sich an folgenden Phänomenen festmachen:
Vorurteile
Unabhängig von der tatsächlichen wissenschaftlichen Qualität, Studien- und Forschungsarbeiten von Frauen werden schlechter bewertet als die von Männern (hier). Mit fatalen Folgen, denn nicht alle Wissenschaftszeitschriften führen einen doppelblinden Review-Prozess durch (hier).
No Connection
Für Frauen ist es immer noch besonders schwer, akademische Mentoren des gleichen Geschlechts zu finden (hier). Professoren antworten nur selten auf die E-Mails von Frauen, insbesondere in besser bezahlten Disziplinen und privaten Institutionen (hier).
Männliche Domäne
Zu viele Konferenzen, Summer Schools etc. gleichen Altherrenclubs (hier). In derlei Settings tragen Frauen signifikant weniger zur Diskussion bei als die proportionale Verteilung zuließe (hier). Und das wird dann noch positiv ausgelegt, weil schweigende Frauen als kompetenter wahrgenommen werden (hier).
Isolation
Unglaublich, aber wahr: Sowohl männliche als auch weibliche Wissenschaftler diskutieren ungern mit weiblichen Kollegen über Forschung (hier)! Forcieren Frauen fachliche Gespräche, werden sie außerdem als weniger kompetent wahrgenommen.
Ignoranz
Frauen werden unverhältnismäßig wenig für ihre wissenschaftliche Arbeit gelobt – wenn männlichen Kollegen das Preiskomitee leiten: Die Häufigkeit, mit der Frauen nominiert werden, steht in keinem Verhältnis zu den tatsächlich gewonnen Preisen. 95 Prozent aller Auszeichnungen landen bei Männern, obwohl 21 Prozent der Nominierungen auf Frauen entfallen (hier und hier).
Ausgeladen
Einladungen zu wichtigen Forschungskonferenzen gehen unverhältnismäßig selten an Forscherinnen. Zudem neigen Forscherinnen häufiger dazu, derlei Einladungen auch noch eher abzulehnen, als die männlichen Kollegen (hier).
Benevolenter Sexismus
Frustrierend wirken auch die vielen wohlwollenden Sexisten, die Frauen für fragile Wesen halten und vor Herausforderungen geradezu abschirmen. Ausgerechnet diejenigen, die Frauen in einem sehr positiven Licht sehen, nehmen ihnen Wahlmöglichkeiten (hier).
Finkbeiner-Effekt
Wissenskommunikation tendiert dazu, eher das “Frausein” als die Forschung zu thematisieren, wie der Finkbeiner-Test leicht zeigt (hier).
Zu viel Bla-bla
Es wird zu wenig getan, aber zu viel darüber geredet! Das ist gefährlich, denn jedes mal, wenn Frauen auch nur an das Klischee weiblicher Unterlegenheit erinnert werden, gehen deren Test-Leistung messbar zurück (hier und hier). Allein die Atmosphäre eines männlich dominierten Instituts aktiviert diese Klischees. Das trifft Frauen mit Migrationshintergrund meist doppelt hart (hier).
Selbstunsicherheit
Frauen tendieren dazu, ihren eigenen Beitrag in kooperativen Leistungen massiv zu unterschätzen, abzuwerten und das Verdienst ihren männlichen Kollegen zuzuschreiben (hier).
Sexuelle Ausbeutung
Und ja, auch im Labor wird ohne beidseitiges Einvernehmen gegrapscht und gefummelt (hier). Angst und Forschung sind kaum kompatibel.
Heimatfront
Weibliche Wissenschaftler leisten privat fast doppelt so viel Hausarbeit wie ihre männlichen Kollegen (hier und hier). Diese Doppelbelastung erleichtert Forschung nicht unbedingt. Zudem geht die Kindererziehung immer noch (!) zu Kosten der Karriere, weshalb Frauen vor allen in wissenschaftlichen Führungspositionen unterrepräsentiert sind (hier).
Glass Cliff
Frauen erhalten leitende Stellen meist in schwierigen Krisenzeiten. In derlei prekären Positionen bleiben sie logischerweise meist erfolglos, was dann oft auch den Rest ihrer Karriere torpediert (hier und hier).
Sexistische Studien
Selbst in den Studien selbst lässt sich ein Geschlechtsbias nachweisen. So verwenden Wissenschaftler bei Medikamententests meist nur männliches Gewebe und Zellen, angeblich, weil weibliche Hormonzyklen angeblich das Ergebnis verfälschen – was natürlich völliger Humbug ist (hier).
Ökonomie
Frauen stellen fast die Hälfte aller MINT-Absolventen, aber weniger als ein Viertel von ihnen macht einen Abschluss in einem der 20 am höchsten vergüteten MINT-Feldern (z.B. Mathematik) – unerklärlicherweise entscheiden sich Frauen für weniger lukrative Studienfächer (z.B. Biologie) (hier). Außerdem arbeiten Frauen vorwiegend in wissenschaftlichen Institutionen mit den wenigsten Ressourcen (hier).
11 Kommentare
Lisa P. schreibt:
Mrz 16, 2013
WTF!
blabla schreibt:
Mrz 16, 2013
schwierige sache mit dem gender gap. mal sehen was daraus wird.
Walter Meier schreibt:
Mrz 18, 2013
Das ist ein toller Artikel. Danke auch für die Links zu den Studien!
KOM schreibt:
Mrz 18, 2013
punkt 3 erinnert mich an das schlumpfine-prinzip: http://www.nytimes.com/1991/04/07/magazine/hers-the-smurfette-principle.html?pagewanted=all&src=pm oder http://youtu.be/opM3T2__lZA .
Willkommen im Club! – 7 ultimative Tipps für die akademische Karriere | Stud-Blog schreibt:
Mrz 29, 2013
[...] keine Probleme damit, deine Identität zu unterdrücken und beispielsweise als Frau männliche Dominanz zu akzeptieren! Tags: Erfolg, Studienwahl, Tipps, Wissenschaft vorheriger BeitragWie man die [...]
Anne schreibt:
Mai 10, 2013
#Aufschrei
Juany schreibt:
Mai 20, 2013
Das erklärt so einiges!
Anonyma schreibt:
Jul 3, 2013
Ich fühl mich manchmal so, als müsste ich schon als Studentin ständig beweisen, das ich trotz potentieller Schwangerschaft (allein die Möglichkeit) genügend Ehrgeiz für ein Studium habe. WTF!
Franky schreibt:
Aug 5, 2013
Ist zwar echt nicht so toll mit dem Geschlechter-kampf, aber da sich das öffentl. interesse noch immer mit dieser Banalität als mit wichtigen/sinnvollen Aufgaben beschäftigt, wie: Hungersnot, kosmischen Gefüge, dem Geschenk des Lebens und nicht seinem Sinn, dann bleibt wohl der Lauf im Kreis bestehen.
Will nur sagen das Karriere nicht alles im Leben ist, spätestens bis zur nächsten Kriese.
Sollten wir nicht eine positive neue Welle der MORAL und Gerechtigkeit lostreten?
Ich sehe unsere Bestimmung nicht im Weltuntergang, sondern am Anfang einer neuen Epoche.
So. Ich gehe erstmal Angeln und das Wetter genießen
AleX graU schreibt:
Sep 6, 2014
Eine lange Liste
Regula Fromm sterilisiert schreibt:
Sep 11, 2014
Universitäre Schlechterstellung der Frau:Habe gelesen,dass 20000 Uniabsolventinnen kurz nach dem Abschluss schwanger wurden und jetzt zu Hause sind.Diese Frauen bestrafen ihre Geschlechtgenossinnen ,welche ohne Kinderwunsch Karriere machen wollen.Ich habe nach der Uni nur dank dem Attest meiner Aerztin über die erfolgte Tubensterilisation einen sehr gut bezahlten Kaderjob erhalten.Sehe mein Lebensziel sicher nicht als Mutter.