Was macht man, wenn der eigene Vortrag schlecht fundiert oder gänzlich inhaltsleer ist? Wie kann man ohne erkennbare Leistung vor einem Seminarpublikum bestehen? Wie verhindert man eine ernste Auseinandersetzung und Diskussion des eigenen Vortrags?

Es bedarf dazu einer Redekunst, die den Vortrag so kryptisch und damit hermetisch gegen Kritik abgeriegelt hält wie möglich. Ein solcher tyrannische und hinterhältige Vortragsstil dient dazu, Kritik schon im Keim zu ersticken, notfalls mit allen zur Verfügung stehenden rhetorischen Mitteln.

Stud-Blog listet hier – augenzwinkernd – ein paar alterprobte Methoden, um Inhaltsleere zu kaschieren:

1. Abkürzungen
Je selbstsicherer Abkürzungen oder Akronyme vorgetragen werden, desto peinlicher ist es dem Zuhörer meist, einzuhaken und nachzufragen. Abkürzungen dienen normalerweise der Verständlichkeit. Hier aber geht es darum, Abkürzungen so richtig hässlich an unnützen und falschen Stellen zu verwenden. Dann hat zwar die Hälfte keinen Schimmer vom Inhalt des Vortrags, der Vorträger aber auch keine kritischen Nachfrager. Wenn überhaupt, wird darum gebeten werden, die Abkürzungen gefälligst zu definieren. Für inhaltliche Fragen (und die Aufdeckung eventueller Schwächen) bleibt dann natürlich keine Zeit mehr.

2. Namedropping
Damit jeder potentielle Kritiker sofort abgeschreckt wird, solle man den hohlen Vortrag ordentlich mit den Namen wissenschaftlicher Koryphäen ausstaffieren. Diese Namen strahlen so hell, dass man selbst gleich mit wie erleuchtet wirkt. Statt die eigenen Behauptungen allgemein nachvollziehbar zu belegen, leiht man sich die Autorität großer Wissenschaftler. So sieht jede Pseudoarbeit fast wie Wissenschaft aus.

3. Jargon
Standardphrasen zu dreschen kann nützlich sein, um glaubwürdig und kompetent zu wirken. Damit zeigt man, dass man Wissenschaftistanisch, den Berufsjargon deiner Professoren, beherrscht. Dröhnende Schlagworte zertrümmern jede Nachfrage. Das ist im Zweifelsfall wichtiger als der Inhalt, den man damit beeindruckend aufblähen kann. Dazu sorge man noch für viel Getue und Radau; kurz: Ausdrucksstärke schlägt Forschungsleistung!

4. Abstraktion
Abstrakte Substantive, am besten klebt man zwei abstrakte Hauptwörter zusammen, wirken so tief und gleichzeitig ungenau, das kaum jemand etwas dagegen sagen kann. Gemeint ist hier nicht, dass man in der Wissenschaft in Kategoriensystemen denkt und argumentiert. Es geht vielmehr darum, dass es so kompliziert und verklausuliert klingt wie nur irgend möglich. Damit wird jeder Vortrag etwas anderes als kontrovers. Nur das abstrakte Umschreiben sorgt dafür, dass dich jeder für einen Vertreter seiner Meinung hält. Also bitte auf keinen Fall die Dinge beim Namen nennen oder ins Detail gehen! Auch ein durchgängiger Nominalstil ist hilfreich.

5. Et cetera pp.
Am besten jeden Satz mit „und so weiter, und so fort“ abschließen. Damit zählt man auch auf, was man eigentlich gar nicht weiß. So kann man erfolgreich intellektuelle Kapazitäten suggerieren, wo keine sind. Fällt dann nämlich keinem auf. Damit spart man sich eine lange und konkrete Argumentation. Resultat: Je weniger man sagt, desto weniger kann Kritik einhaken. Außerdem macht man sich damit nahezu unangreifbar, da die Zuhörer dazu neigen, diese Lücke mit eigenen Gedankengängen zu füllen. So hört jeder, was er erwartet; niemand wird sich vor den Kopf gestoßen fühlen.

6. Überziehen
Am besten länger reden als eingeplant. Damit verkürzt man Diskussionszeit. Schwachstellen bleiben so meist unbesprochen, was natürlich gut für Plastikvorträge ist.

7. Selbstdarstellung
Am besten vermeidet man methodische Äußerungen und inhaltlichen Diagnosen komplett. Viel wichtiger ist es, dass man auf Erfahrungen und bisherige Leistungen verweist, die einen zu diesem Vortrag befähigen. Hilfreich sind beispielsweise Verweise auf die gelesenen Bücher, besuchten Seminare/Vorlesungen und sogar Praktika. Je prinzipiell geeigneter man erscheint, desto weniger konkrete Sachthemen muss man ansprechen.