Die Wissenschaft verlässt sukzessiv die Printwelt. Entgegen den Romantisierungen des “haptischen” Buchs, elektronische Texte setzen sich insbesondere an Universitäten durch. Das Zeitalter der Digitalisierung verpixelt selbst hölzernste Buchwissenschaften.

Als Student sollte man deshalb wissen, wie digitale Formate das Lesen verändert.

Hier ein paar bittere Wahrheiten über die Digitalisierung des Studierens:

Der Paukenschlag: blätternde Leser erinnern Inhalte tatsächlich gründlicher und schneller als ihre scrollenden Kommilitonen. Offensichtlich stören “Mattscheiben” integrales Studieren (hier)

Digitale Texte strengen den Leser mehr an als die klassische Form; auch stresst die elektronische Variante den Leser mehr. Beides erschwert das Erinnern von Gelerntem erheblich (hier). Außerdem sorgen die Strahlung, die Pixillation und das Flackern schnell für müde Augen.

Das helle, kurzwellige Licht der Bildschirme unterdrückt zudem die nächtliche Melatonin-Produktion – worunter die Qualität des Schlafes empfindlich leidet (hier).

Viele kognitive Fähigkeiten sind endliche Ressourcen, die sich durch Anstrengung vermindern – genau das passiert beim Bildschirmlesen. Nach dem digitalen Lesen verringert sich beispielsweise das Arbeitsgedächtnis und sinkt das Aufmerksamkeitslevel (hier).

Bildschirme entsprechen nicht den taktilen Erfahrungen des Lesens, was man “haptische Dissonanz” nennt; sie erschwert das intuitive Navigieren und “Kartieren” innerhalb von Langtexten, was wiederum subtil das Leseverständnis hemmt (hier + hier).

Das Ganze ist allerdings auch Einstellungssache (sic!). Wir nähern uns digitalen Texten auf eine Weise, die weniger förderlich für das Lernen ist: Eine subtile Voreingenommenheit hindert Bildschirmleser an harter Textarbeit – sie verzichten darauf, metakognitive Lernstrategien anzuwenden, etwa spezifische Leseziele festzulegen oder schwierige Passagen erneut zu lesen und zu prüfen (hier).