Die Wissenschaft und Forschung hat ihre Helden, ganz besonders die Wissenschaft und Forschung. Viele idealistische Forscher griffen und greifen todesmutig zum Mittel des Selbstversuchs, um neue Theorien zu beweisen. Missionarisches Sendungsbewusstsein macht sie zu wissenschaftlichen Hasardeuren. Am Anfang hart kritisiert, belacht und sogar um Forschungsmöglichkeiten beraubt, ist es für einige Wissenschaftler der letzte mögliche Weg, um der Welt wissenschaftlichen Fortschritt zu bringen.

Stud-Blog präsentiert die Top 5 der wissenschaftlichen Heroen:

  

  1. Barry Marshall – Der australische Arzt musste lange für Anerkennung kämpfen, am Ende bekam er sogar den Nobelpreis. Marshall bewies in einem wahnsinnigen Selbstversuch, dass Bakterien doch in der menschlichen Magensäure überleben können. Zuvor hatte er mit seinem Kollegen Robin Warren postuliert, dass die Entstehung von Magengeschwüren nicht auf zuviel Magensäure zurückzuführen sei, sondern auf einen bakteriellen Befall. Um die Schädlichkeit dieses Bakteriums Helicobacter pylori zu beweisen, trank er ein Reagenzglas gefüllt mit diesen gramnegativen, mikroaerophilen Stäbchenbakterien. Der Beweis seiner Theorie waren die eigenen Magengeschwüre, die sich daraufhin bildeten. Mit Hilfe von Antibiotika konnte er sich schließlich wieder selbst heilen.

 

  1. Albert Hofmann - Auf der Suche nach neuen Medikamenten stieß er zufällig auf LSD (bzw. LSD auf Hofmann, wie er immer wieder betont). Das synthetisierte Diethylamid LSD-25 schien, wie Tierversuche zeigten, pharmakologisch wirkungslos zu sein. Nachdem Hofmann 1943 wiederholt LSD synthetisierte, versuchte er es gleich selbst. Das daraufhin einsetzende Unwohlsein veranlasste ihn dazu, sein Labor zu verlassen – seine von farbigen Halluzinationen und Visionen begleitete Fahrradfahrt nach Hause ist Legende.

 

  1. Werner Otto Theodor Forßmann – Er ist der eigentliche Entdecker der Herzkatheterisierung und ein Forscher, der in, sagen wir mal, Rambo-Manier (Ok, ohne Betäubung ging es bei Forßmann dann doch nicht) an sich selbst experimentierte. Im Alter von 25 Jahre führte er einen beeindruckenden Selbstversuch zur Herzkatheterisierung durch. Nachdem man ihm die Möglichkeit eines größeren Patientenversuchs verweigerte, blieb ihm dies als einzige Möglickeit, seine Theorien doch noch zu beweisen. In diesem Selbstversuch schob er sich selbst, von der eigenen Armvene aus, einen Gummischlauch bis zum Atrium des rechten Herzens. Er dokumentierte diese erste Katheterisierung mit Röntgenaufnahmen. 1956 erhielt er dafür den Nobelpreis, nachdem zwei andere Forscher, nämlich Cournand und Richards, auf die Ergebnisse des Forßmannschen Selbstversuchs gestoßen waren.

 

  1. Daniel Alcides Carrion – Er ist inzwischen offizieller peruanischer Héroe Nacional, sein Todestag ist der „Tag der Medizin“ in Peru. Noch als Student unternahm er einen der selbstlosesten Selbstversuche der Medizingeschichte. Gerade erst auf eine Assoziation zwischen Oroya-Fieber den verruga peruana (warzenähnliche, rote Hautgeschwüre) gestoßen, versuchte er diesen Zusammenhang auch gleich zu beweisen, indem er sich selbst das blutige Warzensekret eines infizierten Freundes injizierte. Während er langsam daran starb, dokumentierte er den damit bewiesenen Zusammenhang zwischen diesen zwei Krankheiten. Dies ist auch der Grund, warum man das Oroya-Fieber heute Carrion-Fieber nennt.

 

  1. Joseph Goldberger – Als ungarischer Emigrant nach New York City gereist, erforschte er als Arzt und Epidemiologe vor allem Krankheiten, die speziell arme Menschen betreffen. Um zu beweisen, dass die damals in den Südstaaten der USA weit verbreitete Pellagrakrankheit keine Infektionskrankheit, sondern eine auf Mangelernährung der Betroffenen beruhende Krankheit sei, begann er einen eher ekeligen Selbstversuch. So ließ er sich nicht nur Blut von Pellagrainfizierten subkutan injizieren sondern verabreichte sich auch mit Haut, Urin und Stuhl (!) versetzte Kapseln von Pellagrakranken. Weil er ohne Infektion blieb, bewies er damit spektakulär seine These. Später konnten andere Forscher zeigen, dass ein Mangel an Niacin die Krankheit auslöst, nachdem sie Goldbergs Notizbuch auswerteten.