Obwohl wissenschaftliche Forschungsergebnisse ihrem Wesen nach zum Gemeineigentum gehören, durchziehen Bezahlschranken das akademische Internet. Ungeachtet dessen, dass universitäre Forschung seit jeher ohne den Schutz von Patenten und Urheberrechten zirkuliert, sind es diese Paywalls (die liber catenatus des 21. Jahrhunderts), die dauerhaft hunderttausende Studierende und Forscher von wissenschaftlichen Publikationen, buchstäblich von der Welt des Wissens, abschneiden.

Forschnung ist zwar eine Allmendefertigung durch Gleichberechtigte, aber nur wer sich die absurd teuren Zeitschriftenabonnements leisten kann, hat paradoxerweise Zugang zu den Ergebnissen klassischer oder aktueller wissenschaftlicher Forschung, kann diese replizieren, kritisieren und fortschreiben. Auf dieser Weiterentwicklung, Widerlegung oder Ergänzung bereits geleisteter Forschung basiert wissenschaftlicher Fortschritt. Wissenschaft folgt dem Prinzip der universalen und globalen Wissensallmende. Genau dieser “gemeinen Mark des Wissens” droht aufgrund von Zugangshürden eine Unternutzung.

Inzwischen können sich selbst die allerreichsten Eliteeinrichtungen die explosionsartig steigenden Abo-Gebühren nicht mehr leisten – serials crisis genannt. Generationen von Nachwuchsforscher, insbesondere aus den Entwicklungs- und Schwellenländern, sind deshalb dazu gezwungen, sich in rechtlichen Grauzonen zu bewegen, um an die Publikationen zu gelangen, die sie so dringend für ihre Forschung brauchen.

Stud-Blog zeigt, auf welchen Wegen Studierende versuchen, an wissenschaftliches Mana zu gelangen:

Grüner Weg
Einige Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse als ursprüngliche Version auf Plattformen wie bioRxiv, noch bevor sie sie als Manuskript den Verlagen vorgelegen.

Dunkelgrüner Weg
Man kann den Autor einer Studie direkt darum bitten, den gewünschten Artikel zuzumailen. Wissenschaftler können außerdem gegenüber Verlagen von ihrem Zweitveröffentlichungsrecht Gebrauch machen, d.h., mit oder ohne Schamfrist, Artikel auf den Servern der Universität abrufbar machen – auch darum kann man den Autor bitten. Ob er das darf, erfährt der geneigte Professor etwa über den Online-Service SHERPA/RoMEO.

Grauer Weg
Unter dem Hashtag #icanhazpdf suchen auf Twitter (und anderen sozialen Netzwerken) verzweifelnde Studierende nach hilfsbereiten Kommilitonen mit entsprechendem Zugang, die den durch Paywalls gesprerrten Artikel für sie herunterladen – archaisches Peer-to-Peer.

Dunkelgrauer Weg
Professoren teilen ihre Archive auch mithilfe mobiler, anonymer File-Sharing-Vorrichtungen wie der PirateBox, auf die jeder mit einem Wi-Fi-fähige Gerät zugreifen kann – digitaler Raubdruck sozusagen. Für Smartphones verwenden viele Shoutr.

Schwarzer Weg
Sci-Hub, auch die “Pirate Bay der Wissenschaft” genannt, ist eine Website, die so ziemlich jede Bezahlschranke umgeht und so malum-prohibitum-illegalen Zugang zu fast jeder wissenschaftlichen Arbeit ermöglicht, bis hin zu den Anfängen der Aufklärung. Dazu greift der Webseitenalgorithmus einerseits auf eine Datenbank bereits raubkopierter Journal-Artikel (LibGen) zu, andererseits umgeht er mithilfe gespendeter Zugangsdaten die Paywall des jeweiligen Journal-Artikels in Echtzeit, sei sie von Wiley-Blackwell, JSTOR, Springer, Salbei oder Elsevier errichtet.