Traditionellerweise basiert Wissenschaft auf gegenseitigem Vertrauen in engen Fachzirkeln, aber auch auf organisiertem Skeptizismus. Beides garantiert Qualität und Vielfalt. Trotzdem müssen Verlage regelmäßig bereits veröffentlichte wissenschaftliche Artikel zurückziehen.

Die Annahme, es gebe eine “Tugend der Forschung”, ist nicht bloße Naivität, aber auf welch absurde Weise Betrüger wissenschaftliche Kontrollorgane düpieren und so die forscherische Publikationskultur zur Diskussion stellen, ist erstaunlich.

Stud-Blog listet hier nur die bizarrsten Gründe für das Zurückziehen bereits publizierter Werke:

Wissenschaftliche Hochkomik
Französische Informatiker konnten 120 fabrizierte Nonsensstudien aka fachchinesischen Bullshit in bereits veröffentlichten Tagungsbänden von Kongressen identifizieren. Ob dahinter wissenschaftliche Hochkomik, wallraffine sting actions oder die perversen Auswüchse eines durch bibliometrische Vergleiche angeheizten Spam-Krieges publikationswütiger Wissenschaftler stecken, lässt sich nicht sagen. Jedenfalls bestanden die Manuskripte aus zufällig kombinierten Wortketten, die man mithilfe einer Webseite namens SciGen generierte.

Phantomgutachter
Das Autoren selbst Gutachter vorschlagen, ist eine gängige Praxis in der geregelten Kollegenkontrolle. Verlage versäumen es aber häufig, die Identitäten der vorgeschlagenen Gutachter auch zu prüfen. Dies ermöglicht es findigen Wissenschaftlern, unter Pseudonymen oder durch simplen Identitätsdiebstahl, aber immer in Personalunion von Forscher und Gutachter, eigene Einreichungen gleich selbst zu begutachten, vorteilhaft selbstredend, und so die Qualitätssicherung zu unterlaufen – das sogar in eigentlich renommierten Subskriptionsjournalen.

PEGIDAismus
Nicht allein wissenschaftliches Fehlverhalten führt dazu, dass Artikel zurückgezogen werden. So zieht BioMed Central ein in der Fachzeitschrift BMC Evolutionary Biology erschienenes Paper des deutschen Wissenschaftlers Gangolf Jobb zurück, weil der auf seiner Website kleinmütig verkündete, er werde die im Artikel beschriebene Software zukünftig nicht mehr für Wissenschaftler aus zuwanderungsfreundlichen Ländern lizensieren. Ironischerweise bezieht sich diese persönliche “Revolte gegen den Großen Austausch” auf eine Software (Treefinder), mit der sich die evolutionären Beziehungen zwischen Arten verfolgen lassen.

Fortsetzung folgt…