Auf dem Weg zur “finanziellen Entspanntheit” gibt es keine Abkürzung. Ewiglich gelten die vier Grundregeln: Weniger ausgeben, mehr einnehmen und keine Schulden machen. Weil Sparsamkeit mehr Denkweise als Mathematik ist, machen Tipps, Tweaks und Tricks leichter, was eigentlich ganz simpel ist.

Stud-Blog zeigt, wie mehrdimensionales Cent-Umdrehen funktioniert:

Finanzgrübelei
Die Beschäftigung mit den eigenen Finanzen kann schnell zu Zwangsvorstellungen in Frageform mutieren. Iterativbildung zu graben, verteuert jede darauf folgende Ausgabe. Denn dahinter steckt dann eine riesige Zeitverschwendung. Und Zeit ist das einzige, was man für Geld nicht kaufen kann. Um Finanzgrübelei zu bekämpfen, sollte man simple Regeln für Ausgabenentscheidungen setzen. Etwa eine 10/10-Regel für kleine Einkäufe – Produkten, die den Wert von 10 Euro nicht überschreiten, wird nicht mehr als 10 Minuten Bedenkzeit gewidmet. Auch sollte man einen Eurobetrag festlegen, ab dem man mindestens eine Woche Bedenkzeit einplant.

50/20/30
Für Studenten ist Finanzplanung eine besondere Herausforderung. Dennoch lohnt ein Budget*, weil man damit eine Leitlinie festlegt bzw. finanzielle Grenzen setzt, bevor man kopflos Geld ausgibt. Die simple 50/20/30-Regel proportioniert die Ausgaben wie folgt: Alles was man monatlich zahlt, wie Miete und Grundversorgung, sollte nicht mehr als die Hälfte der Einnahmen ausmachen. Außerdem sollten 20 Prozent der Einnahmen irgendeiner Form von Ziel gewidmet sein, etwa dem Aufbau eines Finanzkissens. Eine dritte Kategorie umfasst all die Ausgaben, die sich von Monat zu Monat verändern, etwa Aufwendungen für Hobbys etc.

* Viele leben das finanzielle Leben anderer. Aufgrund von Konformitätsdruck folgt man dem, was andere denken. Jeder sollte stattessen eigene Werte und Ziele erkunden, um dann eigenbedarfsgerecht zu budgetieren. Bei den hier gelisteten Tipps handelt es sich lediglich um Vorschläge.

Gaming
Eine finanzielle Knautschzone sorgt dafür, dass man nicht “von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck” bzw. “von BAföG-Auszahlung zu BAföG-Auszahlung” lebt. Das heißt, dafür zu sorgen, stets ausreichend liquide Mittel als Puffer zur Verfügung zu haben, um unvorhersehbare Ausgaben stemmen zu können. Finanzieller Spielraum nennt sich das, wenn man stets über ausreichend Mittel verfügt, um mit seinem Finanzen zu taktieren, etwa indem man an Rabattaktionen teilnimmt. Beste Finanzkissen-Strategie: Libertär budgetieren, konservativ ausgeben.

Folgekosten
Zwar lohnt es sich, beim Kauf stets auch auf Qualität zu achten, aber qualitativ hochwertige Güter verursachen oft versteckte Folgekosten, etwa in Form von Wartungsausgaben. Diese unberücksichtigten Kosten können signifikanter sein als der beabsichtigte Nutzen. So brauchen wertige Lederstiefel, Holztische etc. entsprechend teure Pflegeprodukte. Man übe sich daher in ausreichendem Konsequentialismus.

Keinkaufzettel
Von Produkte des alltäglichen Bedarfs kauf man oft versehendlich, was daheim bereits vorhanden ist. Ein Einkaufszettel gehört deshalb stets durch einen “Keinkaufzettel” ergänzt, auf dem Artikel notiert sind, die eben nicht eingekauft werden sollen.

Lock-in
So nennt man das Phänomen, wenn das Grundprodukt zwar billig, die Folge- und Wechselkosten aber unübersichtlich und/oder teuer sind – etwa Oral-B-Bürsten, Kindle-Bücher, HP-Tinten-Patronen, Nespresso-Kapseln. Auch in der Unterhaltungs- und Gebrauchselektronik entstehen solche Lock-in-Effekte, etwa durch Account-Pflicht, fehlende Datenportabilität, proprietäre Apps etc. Wer einmal Teil eines Herrsteller-Ökosystems ist, bleibt darin meist auch gefangen… Paradebesipiel: der walled garden Apple.

Diderot-Effekt
Die Anschaffung neuen Besitzes löst oft eine Verbrauchspirale aus, so kann man das zusammenfassen, was der französische Philosoph Denis Diderot einst in seinem Essay Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern beschrieb. Die Aufwertung des Outfits, z. B. der Kauf einer neuen Jacke, führt zu einer Unzufriedenheit mit einem oder mehreren anderen Klamotten, z.B. den Schuhen. So führt ein Kauf zum nächsten – am Ende steht die Lebensstil-Inflation.

Kaufreue
Billiger ist nicht immer besser. Hochwertige Produkte haben auch den positiven Effekt, dass man bei deren Anschaffung eher dazu geneigt ist, zu prüfen, ob sich der Kauf wirklich lohnt. Die Kaufentscheidung ist dann fundierter, was Nachkaufdissonazen bzw. Kaufreue reduziert.

Lebenszeitprodukte
Wahre Kommerz-Monogamie verbirgt sich hinter dem Buy-me-once-Konzept. Präferiert werden Haltbarkeit und Garantie-Laufzeiten. Kauft man nur, was ewig hält und deshalb nur einmal im Leben, dann zeigt das nicht nur Bewusstsein für Nachhaltigkeit, sondern auch Sparsamkeit.

Objektliebe
Manchmal ist es eine kluge Entscheidung, Kosten-Nutzen-Verhältnisse zu ignorieren und einfach das zu kaufen, was man sich schon immer wünscht – das sündhaft teure Lieblingsstück. Das Kosten-Verschleiß-Verhältnis ist eine Kennzahl, die dieses Phänomen abbildet. Der Kostenverschleiß errechnet sich aus dem Preis dividiert durch die Anzahl der Verwendungstage. So kann ein teurer Laptop sogar weniger pro Tag zu Buche schlagen als eine Billigalternative, einfach weil man ihn eben häufiger und länger nutzt.

Coupon High
Coupon High nennt man das Gefühl übersteigerter Ekstase bzw. intensiven Glücks, wenn man glaubt, gerade Geld zu sparen. Dies bringt die mentale Buchhaltung durcheinander – glückliche Käufer leben verschwenderischer. Derart berauscht merkt man oft nicht, dass Gutscheine nur Sinn machen, wenn sie den besten Preis im Vergleich zu allen gleichwertigen Optionen bedeuten – der beste Preis für eine bestimmte Version eines Produkts ist möglicherweise nicht insgesamt der beste Preis. Dazu zählt auch Achievement-Hurerei, also z.B. als Amazon-Prime-Kunde mehr zu kaufen, nur weil man die Vorteile auch auskosten möchte, oder Payback-Punkte sammelnd über Bedarf kauft, um schneller an die – meist überteuerten – Prämien-Produkte zu gelangen.

Finanz-Outing
Unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten unter Kommilitonen führen bei weniger finanzkräftigen Studierenden oft zur finanziellen Überdehnung. Isolationsfurcht macht dann, dass man mehr aus- als der Etat hergibt – man will mithalten. Wohlhabenderen Freunden ist unter Umständen aber nicht klar, wie teuer bestimmte Aktivitäten in Relation sind. Finanzielle Unterschiede sollte man deshalb früh genug ansprechen.

Präsenz/Absenz-Prinzip
Das Präsenz/Absenz-Prinzip ist ganz einfach: Man sollte dort das meiste Geld ausgeben, wo man die meiste Zeit verbringt. Deshalb ist stets eine clevere finanzielle Entscheidung, eine gesunde Matratze, einen bequemen Schreibtischstuhl oder einen wirklich anständigen Laptop anzuschaffen. Wenn man bedenkt, wie viele Stunden am Tag ein Studierender am Computer sitzt, sollte sich dies auch in Preis und Qualität spiegeln.

Teilen statt Haben
Shareconomy statt Besitzindividualismus; denn geteilte Freud’ bleibt nun mal doppelte Freude. Wer mehr teilt, der muss weniger kaufen. Wohnheime sind der perfekte Ort, um unbenutzte Ressourcen nach diesem Prinzip zu mobilisieren. Eine Liste auf dem Schwarzen Brett oder kleine Piktogramm-Aufkleber auf den Briefkasten informieren darüber, welche Dinge welcher Kommilitone aka sozialinnovativer Ko-Konsument gern verleiht. Zur postmaterialistischen Utopie “Null-Grenzkosten-Gesellschaft” gehört auch, Menschen zusammenbringen, um Lebensmittel vor dem Verfall gemeinsam zu verzehren.

Queer-Shopping
Geschlechtsspezifische Preisgestaltung sorgt dafür, dass Rosa oft teurer ist als Blau. Gender Pricing macht selbst Unisex-Produkte für Frauen bis zu 70 Prozent teurer. Es lohnt sich für Frauen also, auch mal Männerprodukte zu kaufen, wenn sie günstiger sein sollten als vergleichbare Frauenprodukte, um so dieser “rosa” Steuer zu entkommen.

Kleiderkombinatorik
Es ist leicht, den optischen Gürtel enger zu schnallen, sobald alles zu allem passt. Reduzierte Mode, d.h., neutrale Farben (je monochromatischer, desto besser), wenig Details, geometrische Schnitte, erhöht die Kombinierbarkeit. Aus einem relativ kleinen, aber beliebig kombinierbaren Kleiderfundus, bestehend aus drei Hosen, drei Oberteilen, drei Paar Schuhen, ließen sich schon 27 verschiedene Outfits zusammenstellen.

Redundanzpolice
Zusatzgarantien sind zu teuer, im Schnitt schlagen sie mit zehn Prozent des Anschaffungspreises zu Buche. Zudem decken sie häufige Schadensarten nur sehr begrenzt ab. Dabei überlappen sie sich meist mit der im Vergleich sehr viel umfassenderen gesetzlich geregelten Gewährleistung des Händlers – effektiv zahlt man am Ende doppelt. Außerdem: Nur 5-35 Prozent aller Elektronik- und Haushaltsgeräte werden im Laufe ihres Gebrauchs überhaupt reparaturbedürftig; größere Probleme treten vorwiegend außerhalb der zeitlichen Gültigkeit der Zusatzpolice auf.

Parkinsonsches Gesetz
Es lohnt sich generell eine eher spartanische Inneneinrichtung zu wählen. Denn weniger Möbel bedeutet auch weniger Raum für Konsumgüter. Besitztümer vermehren sich in genau dem Maß, wie Stauraum zur Verfügung steht.