Vor einiger Zeit haben wir über den sog. „Geist der Forschung“ geschrieben. Die Frage: Gibt es einen typischen Forschercharakter in Verhalten, Ausdruck der Persönlichkeit und als Einstellung? Dieser “Geist” bzw. Charakter ist es, der Wissenschaft unaufhörlich von innen heraus revolutioniert.
Das von uns gezeichnete Bild stieß in unserer Leserschaft insbesondere beim Punkt Motivation auf Widerstand. Dabei wurde der Forschergeist mit Unternehmergeist gleichgesetzt – das, was man gelegentlich den Schumpeterschen “Enterpreneur” oder den “Adventurer” nennt. Und tatsächlich, das Wesen und die Motivationsgrundlage des Wissenschaftlers ist dem Unternehmertum sehr ähnlich. Forschen hat wie Unternehmertum viel mit Aufbruch und Wagnis zu tun. Forscher sind das wichtigste Element im Zerstörungs- und Erneuerungsprozess des Wissens, ein Motor der Veränderung.
Was sind also die (wahren) Motive eines Forschers, wenn man mit Schumpeter denkt?
1. Egoismus
Die Motive des Forschers sind zuallererst egoistischen Ursprungs. Ohne gesteigertem Egoismus gepaart mit anhaltender Rücksichtslosigkeit, könnte ein erfolgreicher Wissenschaftler niemals etwa gegen ein herrschendes erkenntnis- und wissenschaftstheoretisches Paradigma antreten. Letztendlich ist er ein “intellektueller Badass”, der weder Wert auf generelle Erklärungsmuster, allgemein anerkannte Theorien noch auf irgendwelche Beziehungen legt.
2. Gier
Er hegt prinzipiell den Wunsch, ein eigene Denkschule zu begründen. Forschung ist für Wissenschaftler ein ewiger Kampf, ein Konkurrieren und Konflikt. Sie suchen unnachgiebig nach Anomalien innerhalb des bislang vorherrschenden Paradigmas. Er ist es, der neue, konkurrierende Hypothesen, Methoden oder gar Paradigmen formuliert. Angestachelt durch sein egoistisches Streben nach wissenschaftlicher Reputation (siehe Punkt 1) und dem Bedürfnis, die eigenen besserwisserischen Tendenzen zu befriedigen, sucht er die wissenschaftliche Revolution – und er hat großen Spaß daran.
3. Energie
Forscher besitzen einen enormen Kraftüberschuss. Diese unbändige Energie überführen sie in Forschung. Während andere gern mal abschalten und Gedankenurlaub nehmen, unternimmt er geheime Missionen an der Forschungsfront. Er ist vielleicht so etwas wie ein Wissenschafts-Hazardeur oder ein Erkenntnisspekulant, aber auf jeden Fall ist er niemals müde.