Überall diese geschäftigen, gestylten, stets strebsamen und immer ängstlich auf die Noten schielenden Studierenden. Teure Klamotten, teures Laptop – in der Tasche natürlich die passende Literatur zum Zeit- und Selbstmanagement.
Wo ist die Natürlichkeit des Studiums geblieben? Wo sind die Studenten, die wie Bettelmönche studierten. Alte Klamotten, ohne Laptop – in der Tasche nur der neuste Lesestoff zum Fach. Zeit für eine Negation der neuen Sitten.
Hier die wichtigsten Punkte des satirisch-kynischen Zeit- und Selbstmanagements:
1. Keine Organisation
Die meisten Studierenden brauchen überhaupt nichts zu organisieren. Was soll die übertriebene Business-Attitüde? Der Seminarplan steht größtenteils zu Beginn des Semesters fest. Die Termine für die Klausuren und Hausarbeiten ebenfalls. Man braucht also keinen detaillierten Terminplan. Die Lektüre ist meist handlich in Readern, Downloadarchiven oder Handapparaten vorsortiert und zugriffsbreit. Was man eigentlich nur noch braucht, ist Interesse und Hingabe, sonst nichts.
2. Keine Meilensteine
Die Literatur zum Selbstmanagement ist voll davon: Am besten, so die Empfehlung, hat man eine streng geführte Liste mit Meilensteinen, die man in einem Semester erreicht haben will. Wozu der Aufwand? Wenn ein Vorhaben erstrebenswert ist, dann tut man das einfach sofort. Lohnende Ziele begeistern meist sogleich. Eine Idee ist genau dann gut, wenn man nicht damit warten kann, sie auch umzusetzen. Deshalb auch hinfort mit diesen Not-To-Do-Listen, her mit der No-Do-Liste. To-Do-Listen sind meist nur Ideenfriedhöfe.
3. Keine Rastlosigkeit
Ein großes Mantra der Selbstmanagement: Nutze deine Zeit sinnvoll. Selbstverständlich ohne dann zu definieren, was sinnvoll ist. Große Ideen und innovative Forschungsvorhaben brauchen ihre Zeit. Man muss nicht immer auf alles gefasst sein, nicht immer bereit sein, sofort den Stift zu zücken oder das Netbook aufzuklappen. Es ist durchaus in Ordnung, wenn man sich in Vorlesungen und Seminaren dem Tagtraum hingibt. Die Nützlichkeit des Tagtraumens sollte man nicht unterschätzen. Auch ein Nickerchen im Lesesaal kann nicht schaden. Du weißt selbst am besten, wann du deine Produktivitätsspitze erreichst.
4. Keine Produktivitätstechniken
ABC-Methode, ALPEN-Methode, DAISY-Methode, GTD-Methode oder doch lieber die PIDEWaWa-Methode? Die Literatur ist voll von pseudowissenschaftlichen Produktivitätstechniken. Scheiß drauf! Lese und schreibe wie du willst. Du wirst deine eigenen Methoden finden. Fachliteratur ist stets sinnvoller als die aktuelle Literatur zum Thema Zeit- und Selbstmanagement.
Sie auch: Die Serendipitätstugenden – 5 alternative wissenschaftliche Tugenden, die die Welt veränderten und Leerlaufstudium – Plädoyer für Semesterferien ohne Sinn und Zweck
1 Kommentar
noname schreibt:
Sep 15, 2011
Das denke ich mir auch immer. Diese Can-Do Idioten nerven mich…