Ohne Frage, es ist ein Gewinn für die Goethe-Universität und deren Studierende. Die Benennung des Vorsitzenden des Institute of International Finance (IIF) und Chefs der Deutschen Bank AG, Josef Ackermann, zum Honorarprofessor stärkt die Goethe-Universität im Bereich der „praxeologischen“ Finanzwissenschaft und damit insbesondere das neu gegründete sog. House of Finance (HoF) – vielleicht sogar den Finanzplatz Frankfurt am Main.
Dabei wird vor allem der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft nach der Verleihung des akademischen Ehrentitels heimlich gefeiert haben – wahrscheinlich mit entsprechender Victory-Siegerpose. Quasi heimlich (Punkt 11.1) hatte man die Personalie auf die Tagesordnung des Senats der Universität gesetzt und schließlich durchbekommen (13:2 Stimmen (abwesende Stimmberechtigte (diesmal 4) werden in Hessen als Zustimme gewertet)). Man hatte also das erreicht, was im April 2005 grandios gescheitert war. Damals strich man die entsprechenden Personalie relativ schnell, Josef Ackermann machte gerade negative Schlagzeilen, von der Agenda.
Aber eigentlich wird sich nicht viel dadurch ändern, Honorarprofessoren bekommen normalerweise kein Geld, Ackermann als Dozent ist damit „Lehre on the Cheap“. Nun ist es in diesem Fall sogar so, dass ein Hauptfinanzier des HoF ausgerechnet die Deutsche Bank AG ist. Außerdem doziert Dr. Josef Ackermann bereits seit dem Jahr 2002 sporadisch am Lehrstuhl für Unternehmensfinanzierung und Risikomanagement. Zudem sitzt Josef Ackermann an erster Stelle im Kuratorium des HoF.
Damit war eigentlich schon immer klar, dass es irgendwann zu dieser Benennung kommen würde. Außerdem: Die neue Prestigeeinrichtung benötigen nun einmal Prestigefiguren, schließlich wollen MBA-Studiengänge auch verkauft werden. Zum HoF gehört nämlich, neben dem Center for Financial Studies (CFS), E-Finance-Lab, Institute of Law and Finance, Institut für Versicherungsrecht, Institute for Monetary and Fiancial Stability sowie Frankfurt MathFinance Institute, auch die Goethe Business School (GBS), die bis zu 56.000 Euro für ein MBA-Studium verlangt. Ohne Zweifel, das Bankergenie Josef Ackerman ist sicher ein Zugpferd und Aushängeschild.
Und ja, es ist eine Verstrickung von Wissenschaft und Wirtschaft. Dies ist der Hauptkritikpunkt seitens Asta, Bildungsgewerkschaft GEW, die Stadtverordnetenfraktion der Linken. Aber genau das ist aber der Sinn des HoF. Es ist auch nicht gelogen, wenn man feststellt, dass deutsche Finanzwissenschaftler keinen nennenswerten Einfluss mehr auf die internationale Finanzwirtschaft ausüben, von einer eventuellen Vordenkerfunktion im Bereich der Finanzwissenschaft ganz zu schweigen. Vielleicht ist ein verstärkter Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis ein Ausweg? Zumindest ist ein solches Vorhaben deutschlandweit ein Novum, Fundamentalkritik (Stichwort: “Ökonomisierung der Wissenschaft”) im Prinzip also billig. Vorbilder sind die Harvard Business School, die Wharton School der University of Pennsylvania in Philadelphia sowie Bereiche der Columbia Business School mit jeweils mehr als 100 Professoren, allesamt Leuchtsterne der Finanzwirtschaft.
Es ist aber auch die zweite Ehrberufung durch den Senat der Goethe-Universität in Folge, die, sagen wir mal, umstritten war und ist. Viele erinnern sich noch an die Personalie Nikolaus Schweickart (siehe auch WebUni-Thread). Insgesamt verschlechtern solche Entscheidungen das universitäre Klima.
Man kann sich über die Berufungen von fähigen Managern und Wissenschaftlern an die Goethe-Universität (aktuell: Fraport-Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilhelm Bender und des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Dr. Josef Ackermann) immer freuen, insbesondere als Studierender. Es bleibt in Frankfurt jedoch oft ein fader Beigeschmack. Unabhängig davon, dass die Person Josef Ackermann auch selbst ziemlich umstritten ist (aber welche Person mit Verantwortung ist nicht umstritten?), erregt vor allem auch das Ignorieren jedweder Kritik durch die Universitätsleitung den Zorn einiger Kritiker.
Negativ erscheint vor allem die Vorgehensweise der Universitätsleitung, die mit Kritiken aus der eigenen Universität nicht konstruktiv umzugehen kann, Problem einfach aussitzt und auf, sagen wir mal, “unschöne” weise Interessen durchzusetzt. Das Vertrauen innerhalb einer Universität wird hier auf eine hart Probe gestellt. Vielleicht wird man dies einmal bereuen, ähnlich wie einst Josef Ackermann seine Siegerpose!
2 Kommentare
Stud-Blog » Wie man richtig in die Semesterferien startet - The UCLA Undie Run schreibt:
Jul 30, 2008
[...] Universitäten die Semesterferien beginnen, dann merkt das außer den Studierenden höchstens die Universitätsleitung. In den USA sieht das meist ganz anders aus, da merkt schon mal eine ganze Stadt, dass ihre [...]
Nikolaus schreibt:
Nov 7, 2009
Ich denke das ist eh nur ne Modeerscheinung.
Nikolaus Köln